Geschlechtergerechte Sprache ist ständiger Kritik ausgesetzt – obwohl es mittlerweile genug Studien, Gesetze und Ideen gibt, die für sie sprechen! Immer wieder höre ich Geschichten von Selbstständigen oder Angestellten, die ihre Kund*innen oder Vorgesetzen vom Gendern überzeugen möchten. Sie stoßen dabei aber schnell auf Ablehnung. Unwichtig, zu kompliziert, wir sind doch keine Feministinnen und die Leser wollen das eh nicht – die Vorbehalte gegen das Gendern sind vielfältig.
Vielleicht geht es dir auch so, wie einem meiner Abonnenten: Er ist Angestellter eines Unternehmens, das gerade eine „schlechte“ Entscheidung zum Gendern getroffen hat. Aber er schafft es nicht, den Verantwortlichen den Bedarf zu vermitteln. Oder du gehörst zu den vielen Texter*innen, die sich fragen, wie sie mit der Skepsis gegenüber geschlechtergerechter Sprache umgehen sollen.
Kurz: Du bist davon überzeugt, dass deine Kund*innen oder dein Unternehmen gendern sollten und willst wissen, wie du sie dazu bringst? Ich habe dir 5 Argumente für geschlechtergerechte Sprache zusammengestellt, die ich auch selbst nutzen würde!
1. Du willst nicht nur Männer ansprechen
Schau doch bitte mal eben nach: Bestehen deine Kundschaft und dein Kollegium ausschließlich aus Männern? Oder sind auch Frauen dabei? Wenn ja, dann hast du schon dein erstes Argument! Menschen aller existierenden Geschlechter erreichst du am besten, wenn du sie direkt ansprichst! Vielleicht richtet sich das Produkt oder die Dienstleistung, die du bewerben sollst, sogar explizit eher an weibliche Kundinnen. Und die wollen ja überwiegend auch nicht als Männer angesprochen werden. Stimmt’s, liebe Damen?
2. Deine Zielgruppe ist weltoffen und kennt geschlechtergerechte Sprache
Junge Menschen, weltoffene Zielgruppen und natürlich die LGBT+-Community legen oft großen Wert auf geschlechtergerechte Sprache! Sie kennen sich in der Regel gut aus mit dem Gendern und lesen über Gendersternchen oder Doppelpunkt einfach drüber, ohne zu stolpern. Bei konservativen und älteren Zielgruppen ist das oft ein bisschen anders. Aber mit Paarform, Binnen-I oder Schrägstrich erreichst du auch sie. Und wer weiß: Vielleicht möchtest du deine Zielgruppe ja erweitern?
3. Die Gleichstellung der Geschlechter ist Gesetz
Geschlechtergerechte Sprache ist nicht nur eine nette Sache, die weltoffene Menschen anzieht. Im Grundgesetz und im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) ist geregelt, dass Männer und Frauen gleichgestellt sind und keine Person wegen ihres Geschlechts benachteiligt werden darf. Seit es die dritte Geschlechtsoption „divers“ gibt, ist außerdem gesetzlich anerkannt, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Das hat auch sprachliche Auswirkungen. So ist es zum Beispiel notwendig, Stellenanzeigen geschlechtergerecht zu gestalten. Richtig umgesetzt ist Gleichstellung nur, wenn du alle Geschlechter auch in deine Kommunikation miteinbeziehst.
4. Studien sprechen gegen das generische Maskulinum
Der eine oder die andere lässt sich vielleicht am ehesten von wissenschaftlichen Fakten überzeugen. Inzwischen gibt es verschiedene Studien zum Thema geschlechtergerechter Sprache (Beispiel). Sie beweisen zum Beispiel, dass sich vom generischen Maskulinum nicht alle Menschen angesprochen fühlen, weil wir es eben eher mit männlichen Personen assoziieren. Schau dir doch mal ein paar Studien an und lege sie deinen Vorgesetzten vor. Noch besser: Schreibe die wichtigsten Erkenntnisse kurz und knackig heraus und überzeuge so deine Kund*innen schon im Gespräch! Es kommt immer gut an, umfassend informiert zu sein.
5. Du wurdest schon öfter gefragt, warum ihr in der Firma nicht gendert
Ja, das passiert tatsächlich! Ich habe schon öfter gesehen, dass unter einem Unternehmens-Posting auf Facebook stand: „Warum gendert ihr eigentlich nicht?“ Vielleicht ist das ja auch bei euch in der Firma oder deinen Kund*innen schonmal vorgekommen. Frag doch mal in der Serviceabteilung nach. Solche Kommentare, E-Mails und Nachrichten sind der beste Beweis dafür, dass deine Zielgruppe das Gendern will!
Geschlechtergerechte Sprache: Pro, aber auch Contra!
Wie das immer so ist: Natürlich gibt es auch Argumente, die gegen geschlechtergerechte Sprache sprechen oder zumindest gegen manche Arten zu gendern. Die solltest du nicht verschweigen, sondern offen damit umgehen und Kompromisse finden. Denn etwas anderes als das generische Maskulinum geht immer!
Das sind meine Tipps für dich, mit den Contra-Argumenten umzugehen:
- Schwere Lesbarkeit: Es gibt auch einfache Arten zu gendern – die Paarform wird zum Beispiel auch in der Leichten Sprache verwendet.
- Gendern widerspricht der amtlichen Rechtschreibung: Die ist aber nur für Schulen, Ämter und Behörden verpflichtend. Musst du dich an die amtliche Rechtschreibung halten, stehen dir immer noch die Paarform und der Schrägstrich zur Wahl.
- Es gibt nur zwei Geschlechter: Dieses Argument lässt sich zwar leicht widerlegen (zum Beispiel mit der Option „divers“). Aber wenn dein Gegenüber fest davon überzeugt ist, dann bleibt immer noch die Möglichkeit, zumindest Frauen in die Sprache einzubeziehen – zum Beispiel mit der Paarform, dem Schrägstrich oder dem Binnen-I. Und wann immer es möglich ist, kannst du auf geschlechtsneutrale Formulierungen zurückgreifen.
- Gendern ist nicht barrierefrei: Das trifft aber nicht für alle Arten zu – versuche es am besten mal mit der Paarform.
- Gendern ist schlecht für SEO: Wie du geschlechtergerechte Sprache und Suchmaschinenoptimierung vereinbaren kannst, habe ich für dich in einem eigenen Blogartikel schon ausführlich beschrieben.
Wie geht es jetzt weiter?
Juhu, es hat geklappt! Deine Firma hat sich dazu entschieden zu gendern. Du hast deine Kundin von geschlechtergerechter Sprache überzeugt. Doch wie findet ihr jetzt gemeinsam heraus, welche Art zu gendern die passende ist? Ich biete dir meine Unterstützung auf drei Wegen an:
- In der Kategorie Gendern auf meinem Blog findest du alle wichtigen Infos rund um geschlechtergerechte Sprache.
- Die Grundlagen kannst du dir im kostenlosen E-Mail-Kurs „Richtig gendern“ aneignen.
- In meinen Online-Workshops kannst du das Gendern gemeinsam mit mir und anderen motivierten Teilnehmer*innen live erlernen und üben.
Und jetzt erzähl doch mal: Hast du schon versucht, jemanden von geschlechtergerechter Sprache zu überzeugen? Wie ist es dir gelungen? Welche Probleme hattest du? Ich bin gespannt auf deinen Kommentar!