Diversity ist ein weites Feld – für eine einzelne Person ist es nicht möglich, in allen Bereichen gleich gut sensibilisiert und informiert zu sein. Deshalb bin ich immer wieder dankbar, wenn ich auf Fehler oder unsensible Formulierungen aufmerksam gemacht werde. Schreib mir jederzeit gern eine Mail an post@lucia-clara-rocktaeschel.de, wenn dir etwas auffällt! Ich freue mich, mit dir ins Gespräch zu kommen und von dir zu lernen!
Hier dokumentiere ich Kritik an meinen Inhalten, Fehler und Weiterentwicklungen und versuche, weiterführende Informationen zu den jeweiligen Themen einzubinden. Ergänze mich da gern! Ich möchte dich dazu ermutigen, Fehler nicht als Ende der Welt, sondern als Chance zu betrachten. In diesem Kontext finde ich Fehlerfreundlichkeit sehr wichtig. Schau dir meine Fehler an, lerne aus ihnen und dann brauchst du sie selbst nicht mehr zu machen.
Maßnahmen
Hier aktualisiere ich regelmäßig, wie ich Feedback umgesetzt habe:
- Die Artikel der Kategorie „Gendern“ wurden überarbeitet, kritische Formulierungen und Definitionen wurden ausgetauscht. Geänderte Artikel wurden einem Sensitivity Reading unterzogen.
- Den kostenlosen E-Mail-Kurs „Richtig gendern – so findest du deine geschlechterinklusive Sprache“ habe ich vorübergehend offline genommen, sodass ich ihn in Ruhe überarbeiten kann.
- Ein Budget für regelmäßige Gastartikel aus unterschiedlichen Perspektiven habe ich festgelegt.
- Ich lese Bücher, höre Vorträge, schaue Videos und plane Weiterbildungsteilnahmen zu den kritisierten Themen. 2021 besuchte ich ein Uni-Seminar zur Einführung in die Gender Studies.
Triggerwarnung: Hier werden einige unsensible Formulierungen reproduziert, um zu zeigen, dass diese nicht verwendet werden sollten. Themen sind aus den Zwischenüberschriften ersichtlich.
Fehlerdokumentation zu meinem Buch „Richtig gendern für Dummies“
In meinem Buch wollte ich ausdrücklich und ausführlich Geschlechtervielfalt einbeziehen. Daher widme ich ein Kapitel der Personenstandsoption „divers“ und der Definition von Geschlechtsidentitäten. Außerdem gehe ich auf Genderverständnisse nichtwestlicher Kulturen ein, gebe Tipps zur neutralen Ansprache nichtbinärer Menschen, zeige Neopronomen und erläutere, was Missgendern ist und warum es so verletzend ist. Einen wichtigen Aspekt habe ich selbst jedoch nicht ausreichend berücksichtigt: die richtigen Definitionen und das Sprechen über nichtbinäre Geschlechter.
Ende 2020 wurde ich auf einige unsensible Formulierungen in Bezug auf nichtbinäre, trans- und intergeschlechtliche Menschen hingewiesen, die ich in meiner allgemeinen Kommunikation verwendet habe. Was sich in meinen Blogbeiträgen leicht korrigieren ließ (siehe weiter unten), konnte ich im Buch leider nicht mehr ändern, da es sich zu diesem Zeitpunkt bereits im Druck befand. Ich bitte all jene um Entschuldigung, die durch diese Formulierungen und deren Reproduktion durch meine Leser:innen verletzt werden.
Hier dokumentiere ich alle Fehler, die mir im Buch selbst aufgefallen sind – auch generelle inhaltliche Fehler. Gib mir gern Bescheid, wenn du noch weitere Anmerkungen hast.
Der Titel
Ich bekam nun mehrfach den Hinweis, dass der Titel „Richtig gendern für Dummies“ ableistisch bzw. behindertenfeindlich ist. „für Dummies“ ist der Markenname einer etablierten Buchreihe – alle Bücher der Reihe tragen ihn im Titel. Als Verlagsautorin für diese Reihe mit all ihren festen Vorgaben hatte und habe ich auf die Titelgestaltung demnach keinen Einfluss. Dennoch sehe und verstehe ich die Kritik an meinem Mitwirken an dieser Reihe.
Unabhängig der vom Verlag intendierten Bedeutung ist das Wort „Dummies“ für einige Menschen eine verletzende Beleidigung. Gemeint sei hier das englische Wort, „Dammies“ ausgesprochen, das sich lediglich darauf beziehe, dass die Leser_innen der „für Dummies“-Bücher zum jeweiligen Themengebiet noch kein oder wenig Vorwissen haben oder aber auf der Suche nach einem leichtverständlichen Ratgeber sind. Mir ist durch meine Arbeit natürlich bewusst, dass Intention nicht gleich Wirkung ist. In allen anderen Arbeits- und Lebensbereichen bemühe ich mich um eine diskriminierungsfreie Sprache und schon seit Längerem auch darum, das Wort „dumm“ zu vermeiden. Die Kritik am Titel meines Buches wird also definitiv in zukünftige Projekte einfließen.
Kapitel 1, Seite 28: Definition „nichtbinär“
„Kennen Sie die Abbildungen des Farbspektrums, in denen alle Regenbogenfarben des sichtbaren Lichts in einem Streifen zwischen Ultraviolett und Infrarot dargestellt sind? So ähnlich verhält es sich auch mit den Geschlechtern: An den äußeren Enden stehen Mann und Frau. Alle, die sich dazwischen einordnen, also zum Beispiel inter- oder transgeschlechtliche Menschen, befinden sich mitten im Regenbogenspektrum. Die einen sind dem weiblichen, andere dem männlichen Geschlecht näher. Und dann gibt es noch Personen, deren Geschlecht sich außerhalb dieses Spektrums befindet oder die gar kein Geschlecht haben. Sie bezeichnen sich selbst auch als nichtbinär, weil sie sich nicht im binären, also zweiteiligen Geschlechtersystem aus entweder Mann oder Frau bewegen.“
Korrektur: Als Überbegriff schließt „nichtbinär“ auch Menschen ein, die ein Geschlecht zwischen Mann und Frau haben, beides zugleich sind oder deren Geschlecht wechselt, wie es in Kapitel 2 näher beschrieben wird. Trans- und intergeschlechtliche Menschen können natürlich ebenso Frauen und Männer wie nichtbinäre Menschen sein. Das hatte ich beim Schreiben ausgeblendet, weil es ja explizit um die Erklärung nichtbinärer Geschlechter gehen sollte. Daher kommen ähnliche Ungenauigkeiten auf Seite 28, 29 und 40 vor. Ohne diesen Kontext, der leider nicht an allen Stellen klar ersichtlich ist, sind diese Aussagen nicht richtig. Idealerweise wird „also zum Beispiel inter- und transgeschlechtliche Menschen“ ersetzt durch „also zum Beispiel nichtbinäre Menschen“. Der letzte Satz kann dann gestrichen werden.
Kapitel 2, Seite 35: Dritte Geschlechtsoption
Überschrift „Divers: Das Gesetz zum dritten Geschlecht“
Korrektur: Die Formulierung ist irreführend. Es geht nicht um ein definierbares drittes Geschlecht, sondern eine Option für alle, die nicht Mann oder Frau sind, wie es im Kapitel später auch aufgelöst wird. Die Formulierung wird berechtigterweise von einigen Menschen als verletzend empfunden. Der Begriff „drittes Geschlecht“ kommt noch einmal auf Seite 41 vor.
Kapitel 2, Seite 36: Definition Geschlecht
Ich ziehe zur Definition der Geschlechtsidentität die Unterteilung in körperliche Merkmale, psychisches Geschlecht und Geschlechterrolle heran. Außerdem schreibe ich: „Im Englischen werden deshalb auch die beiden Begriffe ‚sex‘ und ‚gender‘ verwendet, um körperliche Geschlechtsmerkmale und Identität voneinander abzugrenzen.“ Im Weiteren spreche ich von „männlichen“ und „weiblichen“ körperlichen Geschlechtsmerkmalen statt von „der medizinischen Norm entsprechend als männlich und weiblich bezeichneten“ Merkmalen, wie es in aktuelleren Definitionen formuliert wird.
Korrektur: Die Einteilung in „sex“ und „gender“ steht bereits seit den 1990er Jahren in der Kritik, wird aber immer noch häufig angewendet. Die Kritik bezieht sich darauf, dass auch die Normierung körperlicher Geschlechtsmerkmale in zwei Arten (männlich und weiblich) ein Konstrukt sei, also künstlich hergestellt. Dafür spricht ja u. a. die Existenz intergeschlechtlicher Körper. Erklären können diese Kritik andere besser als ich. Deshalb hier ein paar weiterführende Quellen, die ich selbst zum Erkenntnisgewinn genutzt habe:
- Gendermanifest der Uni Bielefeld: https://www.uni-bielefeld.de/gendertexte/gendermanifest.pdf
- Definitionen und Begrifflichkeiten: http://www.genderkompetenz.info/w/files/gkompzpdf/gkompz_was_ist_gender.pdf
- Vortrag & Buch von Felicia Ewert: https://www.youtube.com/watch?v=4leLo6xR1no
- Buch „exit gender“ von Lann Hornscheidt & Lio Oppenländer
Kapitel 2, Seite 36: Intergeschlechtlichkeit
„Intersexualität“
Korrektur: Dieser Begriff wird zunehmend durch den Begriff „Intergeschlechtlichkeit“ ersetzt (ich verwende sie im Buch synonym), da er zu sehr auf das Körperliche fokussiert. Ebenso verhält es sich mit dem Begriff „Transsexualität“, die entsprechende Erklärung findet sich auf den Seiten 37/38. Die Begriffe werden auf den Seiten 37, 38, 39, 40, 114 verwendet und sollten durch die Begriffe Inter- bzw. Transgeschlechtlichkeit ersetzt werden.
Kapitel 2, Seite 37: Definition „genderfluid“
„Go with the flow – bei genderfluiden Menschen kann sich das Geschlecht im Laufe des Lebens auch mal ändern. Mal fühlen sie sich eher weiblich, mal eher männlich, mal keines von beidem.“
Korrektur: Das Wort „fühlen“ kann den Anschein vermitteln, es handle sich „nur“ um ein Gefühl und kein reales Geschlecht. Das war hier natürlich nicht die Absicht – daher sollte „fühlen“ an dieser Stelle durch „sind“ ersetzt werden.
Kapitel 2, Seite 40: Logikfehler
„Dass Sie trans- und intergeschlechtliche Menschen genauso willkommen heißen wie Männer und Frauen, können Sie unter anderem durch Ihre Sprache zeigen.“
Korrektur: Hier sind natürlich insbesondere nichtbinäre Menschen gemeint. Trans- und intergeschlechtliche Menschen können verschiedenste Geschlechter haben. Hier sollte also besser „nichtbinäre Menschen“ stehen.
Kapitel 11, Seite 125 & 130: Barrierefreiheit
Hier schreibe ich davon, dass das Binnen-I von Sprachausgabesoftwares nicht als Großbuchstabe berücksichtigt wird. Das trifft nicht oder zumindest nicht auf alle Softwares zu. Das Binnen-I wird mit einer kleinen Pause gelesen.
Hier kannst du weitere Anmerkungen einreichen:
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Inter, trans und nichtbinäre Menschen
Leider habe ich in verschiedenen Blogartikeln sowie in einer Podcastfolge unsensible, diskriminierende Formulierungen benutzt. Meine Texte habe ich mit der freundlichen Hilfe von karlabyrinth korrigiert.
Problematische Formulierungen, die ich benutzt habe, sind:
- sich männlich/weiblich/nichtbinär fühlen: Ein Geschlecht ist nicht nur ein Gefühl. Im Kontext mit trans und nichtbinären Menschen von „Fühlen“ zu sprechen, kann ungefähr so wirken, wie wenn du über eine Person sagen würdest: „Sie hatte das Gefühl, geschlagen worden zu sein“
- sich mit einem Geschlecht identifizieren: In manchen Kontexten ist diese Formulierung okay, allerdings nicht, wenn sie für nichtbinäre/transgeschlechtliche Menschen verwendet wird, aber für cis-weibliche und -männliche Personen nicht. Das stellt nichtbinäre/transgeschlechtliche Menschen als „anders“ dar (Othering).
- Personen, die sagen, sie sind nicht männlich oder weiblich: nichtbinäre Menschen sagen nicht einfach nur, dass sie nicht männlich oder weiblich sind, sie sind es. Die Formulierung war unsensibel gewählt.
- das dritte Geschlecht „divers“: Die Geschlechtsoption „divers“ ist ein offizieller Geschlechtseintrag, kein tatsächliches Geschlecht. Es gibt nicht ein drittes Geschlecht, sondern viele Geschlechtsidentitäten – hier eine Liste: https://nibi.space/liste_nichtbinärer_identitäten
Tone-Policing
In meinem Artikel Anti-Shitstorm-Garantie empfehle ich, auf wiederholt unsachliche Kommentare und Hate nicht einzugehen. Dabei lege ich nicht fest, von was für Personen diese Kommentare kommen. Es gibt einige Überlegungen dazu, ob Betroffene von Diskriminierung sachlich kommunizieren müssen. Hier einige Quellen dazu:
- No, We Won’t Calm Down – Tone Policing Is Just Another Way to Protect Privilege – Everyday Feminism
- Tone Policing: „Manchmal muss man sich im Ton vergreifen dürfen“ › ze.tt
Inzwischen habe ich selbst einen Artikel dazu geschrieben:
Sollte hier unbedingt noch etwas stehen? Kontaktiere mich per E-Mail und sag Bescheid!